Vom 8. bis 10. März 2017 wurde die 15. Jahrestagung der dvs-Sektion Sportmotorik am Lehrstuhl für Bewegungswissenschaft der Universität Augsburg unter der Leitung von Prof. Dr. Stefan Künzell (Foto unten) ausgerichtet. Das Tagungsprogramm richtete sich mit vier englischsprachigen Hauptvorträgen und einem, neben den deutschsprachigen Sessions, durchgängigen englischsprachigen Angebot auch explizit an internationale Teilnehmer.
Die Hauptvorträge bedienten schwerpunktmäßig das Tagungsthema „Multitasking im Sport“ aus unterschiedlichen Perspektiven. Dr. Paul Cisek (University of Montreal, Canada; “Brain mechanisms of real-time decisions”) referierte mit einer neurophysiologischen Perspektive zu Entscheidungsprozessen bei der Handlungskontrolle in einer sich ständig veränderten Umwelt. Er bezog sich dabei im Wesentlichen auf die von ihm postulierte „affordance competition hypothesis“ und verwies dabei auch auf evolutionsbiologische Veränderungen der an den Entscheidungsprozessen beteiligten neuronalen Substrate. Prof. Dr. Andrea Kiesel (Universität Freiburg; “Multitasking – from a structural, flexible, and plastic perspective”) differenzierte in ihrem Vortrag die unterschiedlichen Perspektiven auf das Thema Multitasking auf der Basis psychologischer Modellvorstellungen. Zu unterscheiden sind hier die strukturellen Mechanismen bzw. Limitationen des Multitaskings, Probleme der flexiblen Ressourcenallokation und die Plastizitätsperspektive, welche z. B. trainingsbedingte Veränderungen der Multitaskingleistung durch optimierte Aufgabenintegration oder Automatisierung beleuchtet.
Prof. Dr. Marjorie Woollacott (University of Oregon, USA; “Succeeding in life: The importance of developing attentional systems”) präsentierte zahlreiche Studien zur Entwicklung attentionaler neuronaler Netzwerke bei Kindern. Darüberhinaus wurde auf Basis von Korrelationsanalysen diskutiert, in wie fern sie diese Entwicklung der entsprechenden Variablen auf verschiedene Verhaltensparametern im Erwachsenenalter auswirken kann. Prof. Dr. Karen Zentgraf (Universität Münster; “Peak performers in sports: Multitaskers, automatizers, or speedprocessors?”) referierte mit einer neurophsiologischen Perspektive zu Effekten von sportlicher Expertise auf domänen-spezifische und (sport-) domänen-unspezifische kognitive Funktionen. Zahlreiche experimentelle Befunde wurden herangezogen, um aufzuzeigen, wie diese Ansätze zum Verständnis der Koordination von Mehrfachaufgabenanforderungen beitragen können.
Die Tagung mit den vier Hauptvorträgen, zahlreichen Arbeitskreisen und einer Postersession zeigte sich insgesamt erneut als eine wertvolle Möglichkeit des wissenschaftlichen Austausches, sowohl innerhalb der Sportmotorik als auch mit den benachbarten Disziplinen. Das Rahmenprogramm rundete die Tagung mit einem Besuch der berühmten Augsburger Puppenkiste, dem Frühsportprogramm sowie dem Gesellschaftsabend mit der Verleihung des Reinhard-Daugs-Förderpreises und tänzerischer sowie musikalischer Begleitung gelungen ab.
Die Teilnehmer und Organisatoren können somit insgesamt auf eine äußerst gelungene Tagung zurückblicken, die sich durch eine vorbildliche Organisation, ein hohes wissenschaftliches Niveau und eine anregendes Rahmenprogramm ausgezeichnet hat.
Weitere Fotos HIER und mehr Informationen zum Reinhard-Daugs-Förderpreis unter AKTUELLES auf der Seite der Sektion Sportmotorik.