Am 11. und 12. Oktober 2018 fand an der Leibniz Universität Hannover (LUH) die Jahrestagung der dvs-Sektion Sportgeschichte statt. Unter dem Titel „EveryBody Tells a Story. Zur Geschichte von Sport-, Körper- und Bewegungskulturen“ wurde der Körper als Ort der (Sport-)Geschichte aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln beleuchtet. Im Sinne einer Kulturgeschichte des Sports wurde dabei dem wachsenden Einfluss des kulturhistorischen Ansatzes Rechnung getragen. Mit vielfältigen theoretischen Ansätzen und Methoden wurde unter anderem nach Sinnkonstruktionen und Wirklichkeitsdeutungen der Menschen in der Vergangenheit gefragt. Die Diskussion über theoretische und paradigmatische Perspektiven in sporthistorischen Arbeiten konnte damit fruchtbar geführt werden. Als Ehrengast durfte die Ausrichterin und Sektionssprecherin Prof. Dr. Sandra Günter den Emeritus Prof. Dr. Dietrich Kurz aus Bielefeld begrüßen.
In der ersten Keynote zeigte Dr. Vanessa Heggie von der University of Birmingham, inwiefern Frauen-, Inter- und Transkörper in der Geschichte der britischen Sportmedizin zum einen problematisiert und exkludiert wurden und wie sie zum anderen entgegen dieser Zuschreibungen im Sport aktive Rollen einnahmen und -nehmen. PD Dr. Stieglitz von der Universität zu Köln widmete sich in der zweiten Keynote der Selbstinszenierung Bernarr Macfaddens Ende des 19. Jhd. und zeigte, wie dieser seinen eigenen Körper und die seiner Familie als Medium nutzte, um hegemoniale Vorstellungen über Gesellschaft, Staatsbürgerschaft und Gesundheit in den Vereinigten Staaten dieser Zeit zu vermitteln.
Das Tagungsprogramm gliederte sich in vier Themenblöcke: Gesundheit, Leistung und Doping, Medialisierung, Lokale Sportgeschichen und Körperpraxen und Körperpolitiken. In den vier Blöcken wurden insgesamt elf Vorträge gehalten, die zu einer breitgefächerten und interessanten Auseinandersetzung mit dem Tagungstitel beitrugen.
Der erste Tag begann mit den beiden Keynotes und dem ersten Themenblock und wurde abgerundet mit einem Besuch im Niedersächsischen Institut für Sportgeschichte (NISH) am Maschsee, bei dem der Geschäftsführer und Wissenschaftliche Leiter Apl. Prof. Dr. Dr. Bernd Wedemeyer-Kolwe das Institut vorstellte. Anschließend las Prof. Dr. Detlef Kuhlmann aus dem jüngst erschienen Buch „Hundert Jahre Handball“. Im Restaurant des ältesten Rasensportverein Deutschlands Hannover 78 fand der Abend mit einem reichhaltigen Buffet einen genussvollen Ausklang.
Am zweiten Tag fand der Großteil der Vorträge statt, sie zeigten unterschiedliche Perspektiven der aktuellen sporthistorischen Forschung auf. Des Weiteren fand die Mitgliederversammlung der Sektion Sportgeschichte statt. Neben den Berichten aus der Sektionsarbeit wurde intensiv über die zukünftige Ausrichtung und die Stellensituation in der Sportgeschichte beraten und mögliche Maßnahmen diskutiert.
Die Ausrichtenden vom Institut für Sportwissenschaft der LUH und vom NISH blicken auf eine rundum gelungene Tagung mit herausragenden englischsprachigen Keynotes zu einer hochaktuellen Thematik zurück.
Quelle: Pia Kühnemann & Nicole Wertecki (Universität Hannover)