Unter dem Motto „Linking evidence-based Training Science & Practice“ richtete der Arbeitsbereich Integrative & Experimentelle Trainingswissenschaft (Leiter: Prof. Dr. Billy Sperlich) des Institutes für Sportwissenschaft vom 20. bis 22. Februar 2019 die 15. Jahrestagung der dvs-Sektion Trainingswissenschaft an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg aus.
Zu der Sektionstagung, die nach großer ausländischer Resonanz (ca. 30% nicht-deutschsprachige Teilnehmer/innen) dieses Jahr erstmalig in Englischer Sprache durchgeführt wurde, haben sich 222 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus 16 Ländern (u. a. Belgien, Österreich, Frankreich, Italien, Polen, Litauen, Schweiz, Kroatien, USA, Australien) sowie 12 nationale und internationale Aussteller angemeldet.
Für die drei Hauptreferate konnten international renommierte Wissenschaftler aus Frankreich, Schweden und Australien gewonnen werden. Sie boten fundiertes und praxisrelevantes Wissen zu hochaktuellen trainingswissenschaftlichen Themengebieten. Im Anschluss ihrer ca. 60-minütigen Keynotes, hatten die Teilnehmer die Chance, sich persönlich in den „Meet the Expert“-Sessions ausführlich auszutauschen:
1. John A Hawley (Australian Catholic University, Melbourne, AUS): “Concurrent training: The Muscles Perspective”. Prof. Hawley verdeutlichte wie insbesondere die Sequenzierung von Trainingsreizen (Kraft- und Ausdauertraining) in Kombination verschiedener und zeitsensibler Ernährungsstrategien wichtige zelluläre Anpassungen (Mitochondrienbiogenese bzw. Proteinsynthese) induziert bzw. moduliert.
2. Guillaume Millet (Jean Monnet University, FRA): “Neuromuscular Fatigue: Are Scientific Data Useful for Sport Performance?” In dem Vortrag von Prof Millet wurde das komplexe Zusammenspiel zentraler und peripherer Strukturen zum Verständnis neuro-muskulärer Ermüdung anhand zahlreicher experimenteller Studien vorgestellt und entsprechende Ableitungen für Trainingsprozesse vorgesellt.
3. Hans-Christer Holmberg (Mid Sweden University, SWE, Arctic University in Tromsø, NOR, Karolinska Institute, SWE, University of British Colombia, CAN): “Physiological & Biomechanical Limits to Human Performance: Insight from the Elite Cross-Country Skier”. Prof. Holmberg erklärt zunächst die geschichtlichen Hintergründe zu Training- und Diagnostikverfahren im Skilanglauf aus skandinavischer Sicht. Im zweiten Teil erklärte er mit welchen physiologischen und biomechanischen Analysen und Anwendungsforschung der Erfolg schwedischer Skilangläufer/innen bei den Olympischen Spielen in Vancouver und Sotchi vorbereitet wurde.
In 24 gut besuchten Sessions konnten sich die Teilnehmer/innen in zehn- bis zwanzigminütigen Vorträgen zu folgenden Themenkomplexen präsentieren und austauschen:
- Monitoring & Sequenzierung von Trainingsreizen
- Regenerationsmanagement (Ermüdungs- und Erholungsprozesse, u. a. Schlaf)
- Besondere Aspekte im Krafttraining (u. a. Training mit Elektromyostimulation und Blutflussrestriktion, Hypertrophietraining, Funktionelles Krafttraining, Krafttraining im Nachwuchsleistungssport)
- Steuerung von Leistung, Regeneration und Gesundheit mittels Wearables und Point-of-Care Testing
- Trainingsprozesse in Höhe und mit Sauerstoffatmung
- Neue Trainings- & Diagnostikaspekte zur multidirektionalen Handlungsschnelligkeit
- Prä-, intra, -post Ernährung im Training und Wettkampf
- Training und Diagnostik in Spielsportarten, Radfahren sowie Tischtennis
Flankierend zu den Sessions wurden 6 Experten-Workshops zu folgenden Themen angeboten:
- “Point-of-Care-Testing: Monitoring Adaption & Health”
- “Blood Flow Restriction Training“
- “The use of wearable technology to monitor athletes in the lab and the field”
- “The Usability of Dual Force Platforms”
- “Multidirectional Sprinting in Elite Athletes”
- “3D Markerless Motioncapturing“
- “RegMan: Athletes Monitoring and Training Prescription”
Insgesamt wurden 102 Abstracts zur Veröffentlichung angenommen. Sämtliche Beiträge sind im German Journal of Exercise and Sport Research als open-access Veröffentlichung unter diesem Link zugänglich:
link.springer.com/content/pdf/10.1007%2Fs12662-019-00567-4.pdf
Zum Nachwuchspreis traten 42 „Young Investigators“ an. Der Nachwuchspreis der dvs-Sektion Trainingswissenschaft 2019 wurde mit insgesamt 1.000 Euro von der Firma Cosmed ausgelobt. Eine fünfköpfige Jury ermittelte nach den Kriterien Innovation, Methoden und Präsentation folgende Preisträger:
Zwei erste Plätze für den besten Fachvortrag:
- Maarten Lievens, Jan Bourgois, Jan Boone – Periodization of plyometrics: is there an optimal overload principle? – Ghent University
- Lisa Steidl-Müller¹, Carolin Hildebrandt¹, Erich Müller², Christian Fink³, Christian Raschner¹ – Assessment of limb symmetry index as an injury risk factor in youth alpine ski racing – ¹University of Innsbruck; ²University of Salzburg; ³Health & Life Sciences University (UMIT)
Zwei erste Plätze für die besten Poster Präsentationen:
- Thomas Reichel¹, Jana Palmowski¹, Tim Konstantin Boßlau¹, Kira Siewert¹, Rüdiger Walscheid², Evita Bothur², Marc Philippe³, Johannes Fleckenstein³, Karsten Krüger¹ – Suitability and reliability of neurophysiological/neuropsychological parameters as biomarkers for exercise and recovery – ¹Leibniz-University Hannover; ²Medical Center for Laboratory Medicine and Microbiology, Koblenz-Mittelrhein; ³Justus-Liebig-University Giessen
- Micha Pietzonka¹, Andreas Hohmann¹, Stefan Hochstein² – Pressure Level in German Junior Bundesliga Soccer – ¹University Bayreuth; ²Martin Luther University Halle
Die Preisverleihung fand während der Abendveranstaltung am 21.02. im feierlichen Rahmen statt.
In der Sektionsversammlung am Mittwochabend wurde als Ersatz für das Ausscheiden von Prof‘in. Dr. Ilka Seidel (OSP Niedersachen) Dr. Sabrina Skorski (Universität des Saarlandes) und Dr. Irene Faber (Universität Oldenburg) in den Sprecherrat gewählt. Der Sprecherrat bedankt sich nochmals ausdrücklich für das jahrelange Engagement von Frau Prof’in Ilka Seidel in der Sektionsarbeit.
Während der Sektionstagung konnte bereits der nächste Austragsort für die dvs-Sektionstagung Trainingswissenschaft bestimmt werden: Prof. Dr. Donath wird unter dem Motto “Personalized Training & Exercise Science” vom 24-26. Februar 2021 an die Sporthochschule nach Köln einladen.
Die Ausrichter und die dvs-Sektion Trainingswissenschaft blicken auf drei spannende Tage zurück und bedanken sich bei allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern für ihren Beitrag zum erfolgreichen Gelingen der Tagung. Ein besonderer Dank gilt vor allem den insgesamt 24 freiwilligen Helfern/innen des Bachelorstudiengangs vom Institut für Sportwissenschaft der JMU Würzburg ohne die eine reibungslose Organisation nicht möglich gewesen wäre.
Text: Billy Sperlich