Die Mediatisierung von Sportgroßveranstaltungen stand für zwei Tage im Mittelpunkt des 15. Hamburger Kongresses für Sport, Ökonomie und Medien. Im Millerntorstadion des FC St. Pauli referierten knapp 50 Referenten aus sechs Nationen. Ein wichtiges Thema für die rund 300 Gäste war selbstverständlich die mögliche Hamburger Bewerbung um Olympische und Paralympische Spiele 2024.
Mit einer fulminanten und hoch emotionalen Rede hatte am Donnerstag Willi Lemke den Kongress eröffnet. Bei ihm stand das Medienereignis Olympia als Bühne für Frieden und Verständigung im Fokus. Der Sonderberater des UN-Generalsekretärs für Sport, Entwicklung und Frieden bezeichnete die Olympischen Spiele als das größte friedliche Zusammentreffen von Menschen – und das schon seit Tausenden von Jahren. Eine äußerst kritische und zugleich fundierte Perspektive auf „Sport Mega Events“ bot dagegen Prof. Dr. Christopher Gaffney von der Universität Zürich in seinem Vortrag „Between hyperbole and reality“ (Zwischen Übertreibung und Realität). Hierbei spielte er quasi den Part des Gegenspielers gegenüber vielen seiner Vorredner – wie beispielweise dem Ruder-Olympiasieger und Professor für Wirtschaft an der Universität Hamburg, Wolfgang Maennig – die offenbar von der Olympia-Euphorie in der Hansestadt schon gepackt sind.
Mit den Folgen der Mediatisierung für den Sport setzte sich Professor Friedrich Krotz von der Universität Bremen auseinander. Er wies auf die veränderte Kommunikation und Einstellung durch die Virtualisierung der Gesellschaft hin und warf einen Blick vor allem auf die sozialen Netzwerke, die die mediale Durchdringung des Sports noch einmal beschleunigt hätten. Die Bedeutung dieser Netzwerke erklärte auch Paul Keuter am Beispiel von Twitter. Der Head of Sport Deutschland des Kurznachrichtendienstes verwies dabei vor allem auf die große, zu erzielende Reichweite in der Öffentlichkeit und den starken Nutzen für Marketingzwecke.
Die hohe Bedeutung der Medien bei der Inszenierung und Mediatisierung des Sports stand im Mittelpunkt des zweiten Tages beim 15. Hamburger Kongress für Sport, Ökonomie und Medien. ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky verwies am Freitag einerseits auf die hohe Relevanz des Fußballs im Programm, belegte jedoch, dass der Fußball-Anteil am gesamten Sportprogramm nur 25 Prozent betrage. Balkausky schilderte die große Problematik der fehlenden Abstimmung der Sommer-Sportarten für die Organisation des Programms. Der ARD-Sportkoordinator erklärte zudem, dass der Sender den Auftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zum Beispiel bei der Berichterstattung über die WM in Katar wahrnehme. Ein – wie teils geforderter – Boykott käme nicht in Frage.
Zuvor hatte Prof. Dr. Thomas Schierl von der Deutschen Sporthochschule Köln den Tag mit einem Beitrag zur Skandalisierung des Sports in den Medien eröffnet. Ihm ging es vor allem um Themen wie Sensationslust und die Rolle funktionaler und dysfunktionaler Skandale in unserer Gesellschaft. Es gäbe dabei in Deutschland, so Schierl, die Gefahr einer wachsenden Medienverdrossenheit. Den Abschluss bildete ein Vortrag von Prof. Dr. Volker Schürmann (DSHS Köln) zum Sport in der „Medialen Moderne“, der sich vor allem mit den Kategorien von Bürgerschaft und Fairness im Sport auseinandersetze. Der Kongress war erstmals in Kooperation mit der Sektion Sportsoziologie der Deutschen Vereinigung für Sportwissenschaft (dvs) veranstaltet worden.
Den Abschluss des 15. Kongresses für Sport, Ökonomie und Medien markierte der Macromedia Young Science Award: Siegerin Julia Henys von der Hochschule Macromedia hatte zur Mediatisierung der Sportart Eishockey vorgetragen, auf den Plätzen landeten Merle Hofmeister und Christoph Erz (beide ebenfalls Hochschule Macromedia). Der Preis sowie der gesamte Kongress wurde unterstützt von Michael Grau (Mankiewicz/KAIFU-Lodge). Der Kongress wurde organisiert von der Hochschule Macromedia und war teilweise via Internet bei YouTube und Sportdeutschland.tv zu verfolgen.
Prof. Dr. Wolfgang Maennig Paul Keuter
(Universität Hamburg) (Head of Twitter Sports, Deutschland)
Podiumsdiskussion, Teilnehmer/in: Prof. Dr. Volker Schürrmann (DSHS Köln)
Timo Schultz (FC St. Pauli), Christina
Rann (Sky), Christian Holzer (Impire AG),
Peter Gagelmann (Fußball-Schiedsrichter)
Quelle: Forschungsverein der MHMK e. V.
Autor: Christopher Putz
Fotos: Leo Luft